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Der Weg zum fesselnden Foto führt vor die Haustür

Welche Farben beeinflussen Fotografie und auch die Kunst? Welche Stimmungen werden durch sie erzeugt? Dr. Martin Feltes hat die Kraft der Farbe als Thema für seinen Eröffnungsvortrag der Stapelfelder Fototage gewählt. Von der “Blauen Stunde” in der Fotografie geht es zur Suche nach der blauen Blume in der Romantik, Bilder von Paul Klee wechseln am Freitagabend mit jenen von Emil Nolde und Vincent van Gogh. Martin Feltes macht deutlich: „Farben verkünden immer auch Botschaften und sind Bedeutungsträger.“

Martin Stock: CEWE unterstützt Ausstellung

Auf seiner Reise zeigt er auch Fotos von Willi Rolfes. Gemeinsam mit Feltes füllt er auch die 5. Fototage in den Räumen der Katholischen Akademie mit Leben. Drei Tage, knapp 220 Teilnehmer, Vorträge mit viel Raum zum Austausch: Spannende Blicke auf die Natur ermöglicht parallel Dr. Martin Stock: Auf rund 40 von CEWE bereit gestellten Alu-Dibond-Wandbildern wird seine Liebe zum Weltkulturerbe Wattenmeer im Großformat offensichtlich. Stock gibt diese Leidenschaft mit einem Lachen in den Augen gerne zu: „Ich habe immer etwas Schlick unter den Zehennägeln.“

Den direkten Austausch mit ihm und anderen Dozenten hat in der vergangenen Woche auch Rita Schneider genossen: Das Ticket für die Fototage gewann die Hamburgerin über eine Verlosung von CEWE. Besonders der Vortrag „Wie im Himmel so auf Bergen“ des Tiroler Fotografen Georg Kantioler berührt sie. Rita Schneider muss schmunzeln: „Und das, obwohl ich eigentlich gar keine Berge mag. Seine Bilder waren für mich aber mit die schönsten des Wochenendes.“

„Besonders schöne Fotos entstehen vor der Haustür“

Ein Beitrag von mehreren, die Rita Schneider darin bestärken, noch öfter die Kamera in die Hand zu nehmen und rauszugehen: „Ich habe gesehen: Besonders schöne Fotos entstehen oft direkt vor der Haustür. Deswegen plane ich, jetzt noch öfter die Naturschutzgebiete rund um Hamburg zu erkunden.“

Und die Stapelfelder Fototage im Blick zu behalten: Im nächsten Jahr ist der Beginn für den 10. Februar geplant.

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5. Stapelfelder Fototage zeigten Vielfalt moderner Naturfotografie / Ausstellung bis Anfang April

Stapelfeld Die Idee war eigentlich nicht neu. Schon im Jahre 1860 schwebte der französische Fotograf Nadar im Heißluftballon über Paris und entdeckte seine Stadt aus einer ganz neuen Perspektive. Die suchte auch der Meeresbiologe Dr. Martin Stock, als er in den vergangenen Jahren immer wieder in ein kleines Sportflugzeug kletterte, um sein geliebtes nordfriesisches Wattenmeer von oben zu portraitieren. Entstanden sind faszinierende Aufnahmen wahrer Kunstwerke, von der Natur gezeichnet und modelliert aus Wind und Wasser, Sand und Schlick. Rund 40 davon zeigt jetzt die Katholische Akademie Stapelfeld; die Ausstellung wurde am vergangenen Freitag im Rahmen der 5. Stapelfelder Fototage eröffnet und ist noch bis Anfang April hier zu sehen.

Einmal mehr war das Festival der Naturfotografie mit mehr als 220 Teilnehmern ausgebucht und einmal mehr hatten die Initiatoren Willi Rolfes und Dr. Martin Feltes Top-Fotografen aufgeboten, die in ihren Multimedia-Vorträgen verschiedenste Facetten des Genres auf höchstem fachlichen und künstlerischen Niveau präsentierten. In vertiefenden Workshops stellten sich die Referenten den Fragen der Teilnehmer. Dazu gab es einen kleinen Fotomarkt, Büchertische und eine Technik- Sprechstunde, in der Angela von Brill Interessierten bei Problemen mit der „verflixten Technik” half.

Den Auftakt des dreitägigen Programms bestritt Kunsthistoriker Dr. Feltes mit spannenden Hintergründen über die Kraft der Farben in Malerei und Fotografie. Die Serie der Lichtbildvorträge eröffnete dann Monika Lawrenz mit „Bildern der Stille”. Ihre Winterlandschaften, Wasserspiegelungen und Lichtstimmungen halten Momente fest, in denen die Natur innehält; kein akustisches Nichts, aber eine wunderbare Ruhe ohne Hektik und Lärm der Zivilisation.

Eine Stille ganz anderer Art thematisierten Heidi und Hans-Jürgen Koch in ihrer „Buffalo Ballad”. Und diese Stille war beklemmend. Gemeint war das Verhallen des bebenden Donners, das um 1800 den amerikanischen Mittelwesten erfüllte, wenn zig Millionen von Bisons in riesigen Herden über die Prärie stampften. Die beiden Fotojournalisten berichteten vom gewaltigen Abschlachten der Büffel, deren Population im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung in kaum drei Jahrzehnten fast ausgerottet wurde. Das Ökosystem war zerstört, das Land erodierte zu staubigen Wüsten. Doch einige Rancher erkannten die Bedeutung der Bisons und fingen an sie zu züchten. Erste Umweltschutzbewegungen machten sich stark für die Rettung der „amerikanischen Ikone”, Politiker unterstützten die Bestrebungen. Mit Erfolg: Heute leben wieder 500.000 Bisons in den USA, 30.000 davon wild. Und das öde Land beginnt sich zu erholen. In bewegenden Aufnahmen erzählen die beiden Fotografen vom Bison und seiner Geschichte – komplett in Schwarz-weiß, um der Erhabenheit und Aura dieser Tiere und ihres Landes gerecht zu werden. Ein monumentales Projekt, zu dem es einen nicht minder monumentalen, nämliche kiloschweren Bildband gibt, erschienen in der Edition Lammerhuber.

Das „Naturerbe im Landkreis Vechta” hat unter dem Einfluss des Menschen bei Weitem nicht so gelitten wie der „Wilde Westen”. Doch Willi Rolfes sieht auch die Wälder, Moore, Seen, Geest- und Heidelandschaften seiner Heimat in Gefahr, in Zukunft verloren zu gehen. Grund genug, auf die schützenswerte Vielfalt der heimischen Flora und Fauna aufmerksam zu machen: Von Impressionen aus dem Goldenstedter Moor über den Hudewald im Herrenholz bis zu den Störchen auf dem Vechtaer Golfplatz und nistenden Beutelmeisen in den Dümmerauen.

Heimatverbundenheit demonstrierten auch der Südtiroler Georg Kantioler der in wunderbaren Panoramen und Nah-Aufnahmen die Schönheit der Bergwelt abseits bekannter Postkartenidylle zeigte, und die Erfurterin Antje Kreienbrink, die ihr Publikum mitnahm auf eine sehenswerte Reise durch die Naturparks Thüringens. Praktisch vor der Haustür mitten im Emsland ist auch Dr. Andreas Schüring mit der Kamera unterwegs – auf der Spur von Steinkauzen, Uhus und Schleiereulen, denen er in selbstgebauten Fotofallen unterm Dach alter Feldscheunen aufwartet.

Der Wald ist das große Thema von Joana Antorsik aus Polen. Sie komponierte gekonnt aus Fotos, Musik und Soundeffekten „Stories from the Forest-Floor” als so genannte Diaporamen mit weich fließenden Bildübergängen. Mit viel Humor erzählte der niederländischen „nice guy” Jan Vermeer von seiner frostigen Safari in Norwegen, wo erst die erfolgreiche Schokoladen-Bestechung eines zunächst widerwilligen Hafenmeisters ihm den Besuch einer Vogelinsel im tiefsten Winter erlaubte – und damit einzigartige Bilder von Papageientauchern im Schnee.

Die Geschichte der Naturfotografie ist noch lange nicht auserzählt und die nächste Generation von Kamerakünstlern steht mit der Jugendgruppe der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen bereits in den Startlöchern. Aus dem Fundus der bundesweit rund 50 Nachwuchs-Akteure zwischen 15 und 26 Jahre zeigten Joost Harenberg und Florian Smit ein sehenswertes „Best of” mit ausdrucksstarken Motiven. Und sie gaben auch Einblicke in ihre technischen Trickkisten und Methoden. Denn neben der Wildlife-Dokumentation geht der Trend derzeit vor allem in Richtung künstlerischer Aufarbeitung. Das Ziel aller bleibt aber das gleiche: Für den Schutz der Natur weltweit zu werben.

Ein Beitrag von Gaby Westerkamp

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Bei den 5. Stapelfelder Fototagen „Inspiration Natur 2016“ gibt es eine Programmänderung. Die norwegische Naturfotografin Ingebjorg Fyrileiv Guldvik kann aus familiären Gründen nicht wie geplant an der Veranstaltung teilnehmen.

Dafür wird die polnische Fotografin Joanna Antosik einspringen. „Stories From The Forest Floor“ lautet der Titel ihres Vortrags, mit dem Sie die Besucher zu einer impressionistischen Reise auf den Waldboden einlädt.