Von Gaby Westerkamp
In den Pausen gab nicht nur Gedränge am Kaffeewagen, sondern auch an der Rezeption der Katholischen Akademie Stapelfeld: Denn viele der knapp 200 Gäste nutzen die Gelegenheit, sich direkt schon fürs nächste Jahr wieder anzumelden: Die Stapelfelder Fototage sind längst ein Glanzpunkt im Kalender der professionellen Naturfotografie und auch die zehnte Auflage am vergangenen Wochenende (17.-19. Februzar 2023) bot wieder ein ebenso abwechslungsreiches wie hochklassiges und auch lehrreiches Programm mit Foto- und Videovorträgen, vertiefenden Workshops und einem Bücher- und Fotomarkt.
Nach zwei Jahren Pause endlich wieder Stapelfeld!
Dr. Michael Jaeschke präsentierte eine multimediale Hommage an den Wald mit Fotos, Prosa-Texten, Gedichten und Musik rund um das Thema Baum. Dr. Kai Bratke beobachtete Watvögel in verschiedenen Biotopen und aus verschiedenen Perspektiven, nämlich im Stehen, im Sitzen und im Liegen – der Fotograf, nicht die Vögel. Hermann Hirsch und Jan Leßmann nahmen das Publikum mit auf eine ebenso humorige wie überraschende Winterreise durch Schottland; Willi Rolfes war zu Fuß, im Flugzeug und in Wathosen an und über der Hunte unterwegs und portraitierte den Fluss von der Quelle im Wiehengebirge bis zur Mündung in die Weser bei Elsfleth mit beeindruckenden Aufnahmen und vielen spannenden Informationen.
„Den Rhythm of nature” verfolgt Sandra Bartocha schon seit vielen Jahren. Jahres- und Tageszeiten, Licht und Wind, Strömungen und Lebenszyklen – ihre Bilder halten fest, wie diese Faktoren Pflanzen, Tiere und Landschaften beeinflussen und immer wieder neu erfinden. Karl-Heinz Georgi ermunterte mit seiner „Landschaftsfotografie auf den zweiten Blick”, sich nicht nur mit den üblichen oder gewohnten Motiven zu begnügen, sondern auch mal das besondere Bild hinter dem Offensichtlichen zu suchen – näher ran, im Detail Neues entdecken.
Bezauberndes, Verblüffendes und Impressionen aus lausiger Kälte
Perdita Petzl und Henrik Spranz schwelgten mit ihrer „Faitytale Photography” in Pastell und Bokeh – mit ganz knappen Schärfeebenen, die das Kernelement fast chirurgisch heraus-sezierten. Der Falter auf dem Grashalm, der Hamster im „Galopp”, die Glockenblume auf der Wiese: immer die gleiche Machart, aber immer wieder neue Impressionen.
Wuchtig türmte sich unter die wilde Brandung unter bedrohlich dunklen Wolkenungetümen auf und eröffnete zu dramatischer Soundkulisse ein Highlight des Wochenendes, das so ganz anderes bot, als der Titel versprach: Karsten Mosebachs Fotoreise nach Tasmanien ließ sonnigen Strand vermuten, füllte das Portfolio aber erst mal mit Schnee, Eis und Dauerregen. Eben „alles anders am anderen Ende der Welt”, nämlich südlich von Australien. Aber auf jeden Fall mit einem reichen Motiv-Schatz, den der Fotograf versiert einzufangen und in Stapelfeld informativ und humorigen Anekdoten aus dem „Making-of” zu präsentieren wusste.
Damschen-Ausstellung noch bis Mitte Mai
Wie immer gab es zu den Fototagen auch eine besondere Ausstellung: Dieter Damschen ist seit Jahrzehnten „auf ausgetretenen Pfaden“ an der Elbe mit der Kamera unterwegs. Fremde Länder und Fotoziele packen ihn nicht, er sucht lieber immer wieder die gleichen Orte auf und nutzt seine Erfahrung, um den Fluss und seine Auen samt der faszinierenden Tierwelt immer wieder neu festzuhalten – gern im Winter in kargem Grau und Weiß, aber auch in herbstlichem Bunt oder grüner Frühlingsfrische. Nur den Sommer, den mag er nicht. Zu sehen ist die Ausstellung im Erdgeschoss des Kardinal-von-Galen-Hauses noch bis zum 13. Mai. Interessierte können sich die Bilder montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr und sonntags bis 13 Uhr anschauen, der Eintritt ist frei.